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Talent hoch x?

Erinnern Sie sich noch an den „War for talents“? Irgendwie spricht heute kaum noch jemand davon – wenn, dann hören und lesen wir vom Fachkräftemangel. Aber Talente sollen immer noch gefunden und eingestellt werden.

„Darf’s auch ein bisschen mehr sein?“ ist eine Frage, die man, zumindest bei uns aufm Dorf, im Laden ab und zu mal hört (wenn die Waage mehr anzeigt als die Kundin verlangt hat). In Bezug auf Talent wird das nicht so häufig gefragt.

Einerseits sind viele Stellenausschreibungen sehr ausführlich und verlangen von einer Person so viel wie anderswo ganze Teams leisten, aber andererseits stelle ich immer wieder fest, dass „zu viel“ oder „zu unterschiedlich“ in Bezug auf Fähigkeiten und Begabungen („Talent“) nicht überall positiv gesehen wird.

„Fokussiere dich!“

„Kein Bauchladen, konzentrier dich auf eine Sache!“

„Erzähl bloß nicht zu viel von deinen anderen Themen.“

Das sind Ratschläge, die ich im Laufe der Jahre gehört habe.

Ich kann mehr als eine Sache gut. Ich bin eine, so hoffe ich, einigermaßen gute Personalerin. Ich bin aber auch eine gute Sängerin, eine engagierte Trainerin, eine begeisterte Speakerin, eine vielseitige Instrumentalistin und außerdem in der Lage, an unseren Oldtimer-LKW nicht nur einen Reifen zu wechseln, sondern auch die Ventile einzustellen und die Öl- und Kraftstofffilter zu tauschen.

Würde ich alles, was ich in meinem bunten Arbeitsleben bereits gemacht habe, in meinen Lebenslauf schreiben, dann wäre er tatsächlich länger, als ich es selbst haben möchte. Ich kann mich da durchaus fokussieren und entsprechende Bereiche mehr hervorheben und ausführlicher beschreiben als andere. Aber ich möchte nicht in einer einzigen Schublade sitzen oder mich dort hineinstecken lassen, nur weil „man das halt so macht“ oder weil „es komisch aussieht, wenn man zu viel gemacht hat“.

Es gibt Menschen, die sehr vielseitig sind. Und ich glaube, wir können von einer solchen Vielseitigkeit auch profitieren, wenn wir uns darauf einlassen. Ich will jetzt nicht das Loblied der Quereinsteiger singen, denn zu einem erfolgreichen Quereinstieg oder Umstieg gehört nicht nur, dass man dafür offen ist und sich etwas zutraut, sondern auch, dass man nicht aufhört zu lernen und dass man die Kompetenz der anderen wahrnimmt und wertschätzt und nicht gleich alles umkrempeln möchte, aber ich möchte dazu ermuntern, bunte oder zerklüftete Lebensläufe eben nicht direkt wegzulegen und statt nach einem roten Faden einfach nach verschiedenen Fäden zu schauen und dann zu entscheiden, ob die Person nicht doch etwas mitbringt, was uns in unserer aktuellen Situation weiterbringen kann.

Ich bin heute in der glücklichen Lage, dass ich fast alle meiner Begabungen ausleben und nutzen kann. Sie können mir also nicht nur bei einer HR-Veranstaltung begegnen, sondern auch bei einem Oldtimertreffen oder bei einem Konzert. Fragen Sie mir gerne im jeweiligen Thema Löcher in den Bauch. Aber fragen Sie mich bitte nicht, ob ich mich nicht lieber nur auf eine Sache konzentrieren möchte 😉

In diesem Sinne wünsche ich allen eine vielseitige und spannende Zeit und freue mich, wenn Sie wieder hier vorbeischauen.

 

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