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Der Personalmanagementkongress 2019

Zum 10. Mal fand der Personalmanagementkongress in Berlin statt, und ich war tatsächlich schon zum 9. Mal dabei. Da entwickelt sich auch die ein oder andere Tradition. Nicht nur, dass ich in den letzten Jahren immer bei Twitter vom Kongress berichte und dafür eine besonders treue Leserin habe, sondern auch, dass ich immer wieder auf bekannte Gesichter treffe und es jedes Mal schön ist, sich zu sehen (und sei es auch nur einmal im Jahr beim Kongress).

Ich möchte hier im Blog nicht all das wiederholen, was ich bereits getwittert habe. Wer nachlesen möchte: ich habe vor allem den Hashtag #pmk2019 benutzt; ab und zu auch den allgemeinen BPM-Hashtag #proud2bHR

Insgesamt war es ein sehr guter Kongress. Ich habe viele interessante Sessions besucht und hatte auch wieder die Ehre, einige Sessions anmoderieren zu dürfen. Ja, es war heiß, aber anders als bei manchen mobilen (schienengebundenen) Transportmitteln fiel die Klimaanlage im bcc nicht aus, und in manchen Räumen habe ich statt meines Fächers tatsächlich auch einen Schal gebraucht, weil sie doch stark heruntergekühlt waren. Wenn wir in 10 Jahren dann auf weitere 10 Kongress zurückblicken, bekommt dieser sicherlich das Prädikat „heiß“. Und wie war das vor einigen Jahren, als wir uns durch die Wassermassen zum Friedrichstadtpalast kämpften…

Was mir aufgefallen ist: einerseits herrschte vielfach eine gewisse Aufbruchstimmung. Eine Lust, Dinge auszuprobieren, etwas zu machen (das war ja auch das Kongressmotto), etwas zu bewegen, sich als HR-ler einzumischen. Andererseits kam immer wieder durch, dass „das doch nicht geht“, dass man das „doch nicht einfach so“ machen könne, dass es nicht funktionieren würde, dass… Woran liegt es, dass manchen das Machen so schwer zu fallen scheint?

Wie ernst nehmen wir das Machen im Alltag? Haben wir genug Freiräume? Schaffen wir uns Freiräume? Wer oder was hindert uns?

Fragen, die ich hier und heute nicht beantworten kann – aber wie immer freue ich mich natürlich über Kommentare und Ideen!

Irgendwo las ich, der Kongress sei deshalb keine gute Veranstaltung, weil er das HR-Silo stärken würde und nicht dafür sorgen, dass man aus dem Elfenbeinturm herauskäme. Ich sehe es anders. Natürlich treffen sich beim Personalmanagementkongress vor allem Personalerinnen und Personaler (die Teilnahme ist allerdings nach meiner Kenntnis nicht auf diese Berufsgruppe beschränkt und ich traf einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die nur am Rande mit dem Thema HR zu tun haben). Und das ist vor allem für diejenigen, die nicht in einem x-köpfigen HR-Team arbeiten, eine tolle Gelegenheit, sich fachlich auszutauschen und Neues zu erfahren. Ja, sicher wäre es wünschenswert, es nicht dabei zu belassen und als HR-ler auch auf andere Veranstaltungen zu gehen, aber das macht einen Kongress mit HR-Schwerpunkt nicht automatisch obsolet oder nutzlos.

In einer Keynote war davon die Rede, dass es in einzelnen Fachbereichen „Schattenpersonaler“ gäbe und dass man HR-seitig daran arbeiten würde, das zu ändern. Leider wurde nicht konkret beschrieben, was diese „Schattenpersonaler“ tun und vor allem, warum es sie nicht geben soll. Ich bin diesbezüglich experimentierfreudig und finde durchaus, dass wir unsere Aufgaben im Unternehmen auch teilen könnten oder es zumindest einmal ausprobieren. Darüber bloggte ich vor einiger Zeit auf Englisch.

Apropos Englisch, während man letztes Jahr noch versucht hatte, den Kongress internationaler zu gestalten und neben englischsprachigen Keynotes auch englischsprachige Sessions anzubieten, war das dieses Jahr ganz anders. Es gab eine Keynote in englischer Sprache und im Sessionplan sah ich keine einzige. Mal sehen, ob der Kongress 2018 diesbezüglich eine Eintagsfliege bleibt.

Beim nächsten Personalmanagementkongress bin ich hoffentlich wieder dabei.

 

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Weder Zeit noch Lust für einen Rant, aber…

… es kann doch nicht sein, dass die denkende Personalerzunft (von der ich immer noch hoffe, dass es sie gibt), sich schon wieder veräppeln lassen muss.

Heutiger Aufhänger: eine Keynote auf den Social Recruiting Days. Völlig zu Recht kritisiert z.B. von Stefan Scheller und Henner Knabenreich und in einem kleinen Twitterthread von Nina Diercks.

Ich bin es echt leid. Sind wir Personalerinnen und Personaler tatsächlich so naiv, dass wir auf simplifizierende Lösungen wie „Ich schaue mir an, welche Brille jemand trägt und was er bei Facebook schreibt und schon weiß ich, ob er im Job Leistung bringen wird“ hereinfallen zurückgreifen? Sind es die Fachabteilungen, die diesen Humbug haben wollen? Können oder wollen wir diesen Anforderungen nichts entgegensetzen?

Ist es schlicht wurscht?

Oder haben wir einfach nur den Mut und die Lust verloren, immer wieder gegen den Mist anzukämpfen, mit dem wir im Arbeitsalltag konfroniert werden?

Ich weiß es nicht.

Für mich selbst kann ich aber sagen, dass ich es reichlich befremdlich finde, was uns da aufgetischt wird. Es sollte inzwischen hinlänglich bekannt sein, dass Personalauswahl und Eignungsdiagnostik nicht mit Hinterzimmerglaskugelmethoden betrieben werden muss. Ich werde als engagierte Personalerin auch weiter daran arbeiten, dass diese Erkenntnis zumindest in meinem direkten Umfeld weitergetragen wird.

Zum Thema „Wir wollen eine/n unterhaltsame/n Keynote-Speaker/in“: ich bin übrigens auch sehr unterhaltsam, und singe sogar HR-Lieder, wenn mir danach ist. Und wenn es aus „Diversity“-Gründen eine Frau sein soll, die da redet, und wenn es nicht ich sein soll, auf https://speakerinnen.org/ findet sich bestimmt jemand.

So, für den Moment „habe ich fertig“. Aber still bleiben werde ich nicht.

In diesem Sinne wünsche ich allen einen schönen, aktiven, engagierten Montag!

 

 

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Administration vs. HR

Vor einiger Zeit entwickelte sich bei Twitter eine kleine Diskussion darüber, ob und was Administration eigentlich (noch) in moderner Personalarbeit zu suchen hat.

Wer schon ein bisschen was von mir gelesen hat, weiß, dass ich mich vor administrativen Aufgaben und dem Schaffen von Strukturen nicht scheue.

Gestalten statt verwalten sollen wir modernen Personalerinnen und Personaler, das scheint allgemeiner Konsens. Und ich muss in Zeiten von Tools, digitalen Akten etc. auch nicht mehr stundenlang Papier wälzen, um Personalprozesse zu administrieren. Da bliebe also theoretisch genügend Zeit zur Gestaltung. Nur brauche ich dazu auch das passende Umfeld. Personalerinnen und Personaler arbeiten ja nicht alleine, auch wenn ihr Standing vielleicht nicht das Beste ist. Aber wir werden von der Organisation beeinflusst, in der wir uns bewegen. Haben wir Unterstützung, die Administration zu digitalisieren? Haben wir Kolleginnen und Kollegen, oder sind wir, wie so viele, in kleinen und mittleren Unternehmen als Einzelkämpferin oder Einzelkämpfer unterwegs? Welche Rolle wird uns seitens der Unternehmensführung zugedacht? Wie viel Spielraum haben wir, wie viel Spielraum können wir uns schaffen?

Es ist nicht jeder und jedem gegeben, gegen aktiven und passiven Widerstand anzuarbeiten. Ich habe es selbst schon erlebt, dass das Thema Personal seitens des Managements auf die reine Administration reduziert wurde und dass aufgrund der Personalstruktur kaum Freiraum war, andere Themen intensiv bearbeiten zu können.

Wenn man in einer solchen Situation ist, mag man nicht unbedingt noch hören, dass es an einem selbst liegt, dass es auf dem Weg zu HR 4.0 noch so furchtbar weit ist. 😉

Als Teil einer wie auch immer gearteten HR-Community bekomme ich natürlich am ehesten mit, was über unsere Arbeit und unseren Berufsstand gesagt wird, auch von außen. Aber gibt es eigentlich ebenso viele Bestrebungen, Buchhalter, Controller oder IT-ler abzuschaffen? Sind wir HR-ler tatsächlich entbehrlicher als die Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bereichen?

In diesem Zusammenhang darf und soll man selbstverständlich auch darüber nachdenken, wer im Unternehmen für die Personaladministration zuständig sein sollte. Und da wird es auch gleich spannend, wie ich finde. Denn: was beinhaltet die Administration eigentlich? Wo wollen wir die Grenze ziehen? Wo sind Schnittstellen? Mit wem arbeiten wir wie zusammen?

Geht es um die Lohnabrechnung als solche, scheint die Sache klar. Das kann ein externer Dienstleister machen, ein Steuerberater, oder jemand aus der eigenen Buchhaltung (sollten wir demnach nicht abschaffen). Um die Abrechnung durchführen zu können, braucht es Daten. Die kann man z.B. in einem Personalbogen schön zusammenfassen. Hier wieder die Frage: wie kommt der/die neue Mitarbeiter/in an diesen Bogen? Eine digitale Lösung kommt dann in Betracht, wenn alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Möglichkeit haben, den Bogen am Rechner (oder Smartphone?) auszufüllen und über genügend sprachliche bzw. schriftliche Kompetenz verfügen.

Wer erstellt Arbeitsverträge und Änderungen dazu? Wer kümmert sich um Bescheinigungen? Wer schreibt Arbeitszeugnisse bzw. kümmert sich darum, dass alle Informationen ins entsprechende Tool geraten? Wer schaut nach der 42-Tage-Frist für die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall? Wer löst ein BEM aus?

Wenn man entscheidet, all diese Themen aus der eigentlichen HR-Abteilung herauszulösen, weil die Admin separat laufen soll, benötigt man eine Schnittstellenfunktion. Der Austausch von Informationen scheint heutzutage trivial, ist es meiner Erfahrung nach aber nicht immer.

Nicht zuletzt aufgrund der nötigen Schnittstellen bin ich der Meinung, dass ein/e gute/r Personaler/in nicht umhin kommt, von den Adminthemen zumindest die Grundlagen zu kennen, um mit dafür Sorge zu tragen, dass die Basis stimmt. Habe ich ein ordentliches Fundament, dann kann ich mich wunderbar der vielen anderen Spielwiesen widmen und muss auch keine Sorge haben, dass ich einer Bewerberin im Auswahlprozess von unserem tollen Onboarding erzähle und diese dann wegen einer fehlerhaften ersten Abrechnung gefrustet ist, weil irgendwelche Informationen nicht korrekt waren.

Zum Abschluss noch ein Wort zu der gerne gehörten Forderung, wir müssten uns als Personalerinnen und Personaler einfach nur bewegen und „mal machen“ und neue Ideen ausprobieren und umsetzen: ja, viele wollen das. Und viele stoßen im eigenen Unternehmen immer wieder an Grenzen. Es kann ermüdend sein, und nicht immer sitzen die „Bremser“ nur in HR. Vermutlich kommt es auch nicht von ungefähr, dass engagierte Personalerinnen und Personaler immer wieder die Seiten wechseln und als Beraterinnen und Berater arbeiten, statt weiterhin ihre tollen Themen im Unternehmen voranzubringen. In einem gewachsenen System, dessen Teil man ist, Veränderungen herbeizuführen, kann herausfordernd sein.

Hut ab an all die, die das immer wieder angehen!

Zum Weiterlesen (auf Englisch): „Stockholm Syndrom“ in Bezug auf schlechtes Management? und Verlassen Mitarbeiter tatsächlich die Führungskraft, wenn sie gehen?

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Personalmanagementkongress 2018 goes international

The HR management congress in Berlin, or rather the „Personalmanagementkongress“ as it is called officially, first took place in 2010 and has grown to be one of the „must attend“ conferences for HR professionals in German-speaking countries. However, in the past few years, efforts have been made to make the congress more international. English speaking speakers have been invited, and this year, it was the first time that you could attend a session in English in each time slot.

I don’t know how many non-German-speaking participants attended the congress, and I guess it won’t become a fully international conference, but I quite enjoyed listening to talks in English and also giving a talk myself. I have lived in the UK for a while and have also used English as working language and on a daily basis for many years now, so it doesn’t feel „strange“ or „foreign“ to me.

In my session, I shared games, ideas and tools to enhance cultural awareness. When I’m talking about intercultural competency, I mean a combination of awareness and knowledge:

Awareness + knowledge = skill

Often, trainings and workshops for intercultural collaboration concentrate on the knowledge. Awareness is something that people think is already there. In my experience, this is not necessarily the case. This is why my session focused on awareness.

Being able to change perspective, to take up another point of view, is crucial if we want to understand other cultures and ways of thinking. A simple experiment: take a piece of paper, and a pen, and write the letter W, a „double-u“, writing two Us joined together. UU.
Then turn the piece of paper. You can do this several times and see not only the W, but also an E, an M and the number 3. And it’s still the same piece of paper. So if a colleague keeps talking about the M while you mean the W, it doesn’t mean that he’s wrong and you’re right. You’re looking at the world differently, that’s all – and that’s also the core of many misunderstandings.

Over time, I will share more content from my session here on the blog.

Stephen Frost talked about inclusive leadership and encouraged the audience to make diversity happen not because „we have to“ or because „it’s the law“, but because it’s a reality and, at minimum, it can help us make better decisions. As leaders, we can flex and adapt our role without changing our personality or sacrificing ourselves.

Angelo Vermeulen shared his experiences of leading teams and collaboration in a limited setting: the simulation of life on Mars. When he talked about swapping roles with his team members and letting others be the leader for a while, quite a few people around me had an irritated look on their faces, but I think this is a brilliant idea and should be done more often. Especially in settings where you can actually walk away. 😉

The final speaker on the final day of the congress was Yannick Kwik, the CEO of Fuckup Nights. He talked about failure and innovation and why failure isn’t as bad as one might think. Failure can and should be celebrated, unless it resulted out of unprofessional behaviour, laziness or sheer stupidity.

What failure is to me, might not be failure to you. What failure is to me today, might not be failure to me tomorrow.

A very inspiring session and a good conclusion after an overall impressive conference. I had a great time, met great people, got food for thought and will definitely try to be in Berlin again next year.

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Personalmanagementkongress 2018: Eindrücke

Wie jedes Jahr möchte ich hier im Blog ein paar Gedanken und Impulse vom Personalmanagementkongress teilen und habe letzte Woche bereits ein erstes Fazit veröffentlicht.

Ich habe sehr viel aus Berlin mitgenommen, eine Menge getwittert und viele Seiten Notizen geschrieben. Ja, ich bin bei aller Onlineaffinität eine Papiertante und liebe es, mit der Hand zu schreiben. Netterweise gab es beim Kongress passende Notizbücher, und so war ich gut gerüstet.

Einer der wichtigsten Sätze des Kongresses stammt von Elke Eller, Präsidentin des BPM, mit Blick auf die aktuelle politische Stimmung:

Die Menschen wollen die Offenheit.

Wir als Personalerinnen und Personaler leben ja auch zum Teil davon, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus allen Ecken der Welt kommen oder dass wir auf globaler Ebene mit Tochtergesellschaften, Schwesterfirmen und Mutterkonzernen zu tun haben. Und damit alle gut zusammenarbeiten können, braucht es diese Offenheit. Scheuklappen und der Versuch, neue Zäune und Mauern zu bauen, sind keine guten Begleiter auf dem Weg in die Zukunft.

Das Thema Freiraum kam auch im Vortrag von Andreas Grieger von Weidmüller immer wieder zur Sprache, vor allem im Zusammenhang mit betrieblicher Weiterbildung und Digitalisierung. So manche gute Idee oder Innovation entstand durch Zufall. Zufallsbasiertes Lernen braucht Raum und Zeit – wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diesen Raum und diese Freiheit bekommen, können neue Impulse entstehen. Herr Weidmüller plädierte für Demut und dafür, Dinge zuzulassen und wegzulassen und einfach mal loszulassen. Denn

die Dinge passieren sowieso.

Sven Robin vertrat engagiert die These, dass wir in einigen Jahren keine Trainer mehr benötigen werden und stellte einige Tools und KI-Komponenten vor, die den herkömmlichen Trainer ersetzen könnten. Gleichzeitig ist und bleibt die soziale Komponente des Lernens wichtig. Ebenso soll selbstgesteuertes Lernen ermöglicht werden. Während seines Vortrags habe ich häufig genickt, nicht jedoch, als das Beispiel mit dem Klavier ins Spiel kam. Mit künstlicher Intelligenz könnte es irgendwann möglich sein, ein Klavier anzuschauen und die einzelnen Teile erklärt zu bekommen (Hammer, Taste, Saite, Stimmwirbel…) und dann auch auf einen Klavierlehrer zu verzichten, weil die KI sagen würde, welche Taste man drücken muss. Ja, für den technischen Teil stimme ich zu. Da lässt sich viel machen, z.B. auch mit Augmented Reality, und sicher wird das auch irgendwann kommen. Allerdings ist das Spiel eines Musikinstruments nicht nur mechanisch. Klavier zu spielen ist mehr als nur die Tasten zur passenden Zeit zu drücken. Musik besteht nicht nur aus physikalischen Phänomenen, die man messen und analysieren kann. Um Musik zu machen, um Musikstücke zu interpretieren, um Klavier spielen zu lernen, braucht es meiner Meinung und Erfahrung nach die Interaktion mit einem Lehrer. Für fortgeschrittene Spieler mag es möglich sein, diese Interaktion auch per Videokonferenz o.ä. herzustellen, aber im Anfängerbereich funktioniert das nicht dauerhaft. Daran ändern auch die vielen Onlinetutorials nichts. Aber ich gebe zu, dass ich voreingenommen bin, als studierte Musiklehrerin und begeisterte Lernermöglicherin, nicht nur im musikalischen Bereich.
Dennoch, ein sehr spannender Vortrag, der auch bei mir zuhause am Frühstückstisch mit meinem Mann (Physiker) zu einer intensiven Diskussion führte.

Um selbstorganisierte Unternehmen ging es im Vortrag von Ahmet Emre Acar. Selbstorganisierte Unternehmen funktionieren mal mehr, mal weniger gut. Eine entsprechende Veränderung muss nicht auf einmal passieren, sondern kann auch in kleinen Schritten angegangen werden, z.B. durch Anpassung einzelner Prozesse nach vorheriger Analyse und der Entscheidung, was konkret verändert werden soll. Die Führungskräfte werden zu Ermöglichern (Facilitators). Und die Kommunikation ist das A und O. Selbstorganisation braucht kleine Organisationseinheiten. Ein Standupmeeting mit 40 Personen wird kaum funktionieren. 😉

Mein BPM-Kollege Steffen Fischer nahm uns mit in die Welt eines traditionellen Industrieunternehmens und legte dar, wie New Work dort funktioniert – oder auch nicht. Viele Mitarbeiter sehnen sich nach Struktur und festen Abläufen, und diesem Wunsch nicht Rechnung zu tragen, kann Probleme schaffen. Steffen Fischer stellte verschiedene Projekte vor, wo New Work bei seinem Arbeitgeber ausprobiert wurde und wird, und zwar in den Bereichen Arbeitsort, Arbeitszeit, Arbeitsmethoden, Lernen und Führung. Er plädierte dafür, individuelle Lösungen zu finden und nicht auf jeden Zug aufzuspringen.

Über die Diskussionsrunde „Proud out loud“ habe ich bereits einen separaten Beitrag geschrieben.

Michael Müller von Fraport machte sich Gedanken über Zukunftsperspektiven in Traditionsunternehmen am Beispiel des Flughafenbetreibers. Werte im Arbeitsleben spiegeln Traditionen wider und sollten gemeinsam reflektiert werden, statt sie einfach nur zu verändern.

Nicht an den Werten arbeiten, sondern mit den Werten arbeiten.

Eine beeindruckende Session gab es mit Dr. Philipp Zimmermann und #Horst. Besonders spannend dabei: die HR-Personas, die in Kleingruppen entwickelt wurden, waren ausnahmslos weiblich. Und mein Tweet über die Silos und HR Business Partner und den Salat, den man damit hat, führte zu einer engagierten Diskussion bei Twitter, die wir möglicherweise auf einem anderen Kanal noch weiterführen.

Dass Compliance alles andere ist als dröge, zeigte eine weitere Session. Inklusive der Frage, ob es einen Unterschied gibt zwischen Compliance und Integrität (ja, gibt es) und wie sich das im Alltag zeigt (Beispiel: Taxi oder Bus vom Flughafen ins Hotel).

Über die englischsprachigen Sessions, an denen ich teilnahm, werde ich einen eigenen Beitrag veröffentlichen. Watch this space. 🙂

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Montagsimpuls: mehr als Recruiting

Unter dem Stichwort „Proud out loud“ trafen sich Blogger und Podcaster auf dem Personalmanagementkongress zu einer Podiumsdiskussion. Mit dabei waren Eva, Simone, Jens, Sergej und Tim und moderiert wurde das Ganze von Robindro – eine illustre Runde. Im Publikum dabei zu sein hat viel Spaß gemacht. Und ich hoffe, dass die vielen Zuhörerinnen und Zuhörer, die bisher weder regelmäßig Blogs lesen noch Podcasts hören, Lust bekommen haben, das zu ändern.

Im Zuge der Diskussion sagte Tim sinngemäß:

Ich habe einen geilen Job.

Ohne Frage ist Recruiting ein unheimlich vielfältiger und spannender Teil von HR. Und selbst diejenigen, die unter „HR“ eher den Hessischen Rundfunk verstehen oder einen Hinterhältigen Räuber oder Heiners Rinderfilet, hatten schon Berührungspunkte mit dem Thema Recruiting, wenn sie schon einmal den Job gewechselt haben. Recruiting hat eine starke Wirkung nach außen und trägt viel zur Wahrnehmung und zum Image von HR bei. Umso wichtiger, dass es so gut wie möglich gemacht wird. Wie wir alle wissen, ist da oft noch Luft nach oben, und auch Bloggerinnen, Blogger, Podcasterinnen und Podcaster sind im Job nicht perfekt, auch wenn sie ihre Ideen und ihr Wissen öffentlich teilen.

Recruiting (und Personalmarketing, Employer Branding, Active Sourcing…) ist sexy. Und wer über Recruitingthemen schreibt, hat meist eine große Leserschaft.

Andere HR-Themen haben es da längst nicht so leicht. Wie man eine ordentliche und funktionierende Personaladministration aufbaut, oder was zur Durchführung der ersten Lohnabrechnung des neu gewonnenen Mitarbeiters nötig ist, darüber schreiben nur wenige. Administration und Abrechnung haben keine Außenwirkung. Aber eine Innenwirkung, die umso größer ist, je mehr schief geht. Deshalb brauchen gute Recruiter auch eine gute Administration im Hintergrund. Bei einer unvollständigen Abrechnung oder verdrehten Geburtsdaten auf dem Personalbogen hört der Spaß auf.

Das heißt nicht, dass ich alle Recruiter zu Adminexperten machen möchte. Im Gegenteil, es ist wichtig, dass die unterschiedlichen Schwerpunkte und Talente ihren Platz haben. Aber zu einem vollständigen Bild von HR gehört eben mehr als das, was nach außen sichtbar wird.

Ich bin vor Jahren aus dem reinen Recruiting in eine Generalistenposition gewechselt, weil mir Recruiting irgendwann „zu wenig“ wurde. Ja, ich mache es immer noch gern und wie fast alles im HR auch mit einer gewissen Leidenschaft, aber ich wollte mehr. Ich wollte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrer Entwicklung im Unternehmen begleiten und ich habe tatsächlich Spaß daran, für eine tragfähige administrative Basis zu sorgen.

Hier im Blog wird es auch weiterhin um verschiedene Aspekte der Personalarbeit gehen. Recruiting ist und bleibt natürlich ein Teil davon. Und wer weiß, vielleicht wird es eines Tages irgendwo im Netz den „Payroll Podcast“ oder das „Freud und Leid der Zeiterfassung“-Blog geben. Ich freue mich jedenfalls, dass die Welt der HR-Blogs und Podcasts so bunt ist.
Und ich freue mich auch, wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, mal bei den oben genannten Bloggerinnen, Bloggern und Podcastern vorbeischauen. Hier geht es demnächst mit mehr Eindrücken vom diesjährigen Personalmanagementkongress weiter.

 

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Personalmanagementkongress 2018: erstes Fazit

Nun ist er schon wieder vorbei, der diesjährige Personalmanagementkongress.

Kollegin Felicitas von Kyaw hat bereits ein paar stimmungsvolle Fotos gepostet.

Es war insgesamt ein ausgesprochen gelungener Kongress. Viele spannende Vorträge, hörenswerte Keynotes, und vor allem: kein Regen. Letztes Jahr ist der erste Kongresstag ja weitgehend untergegangen, und es wurde recht eng im BCC, weil der Außenbereich aufgrund des Wetters nicht genutzt werden konnte, aber dieses Jahr sah es ganz anders aus.

Ich hatte den Eindruck, dass der Kongress reibungsloser ablief als letztes Jahr und habe bisher auch kein negatives Feedback zur Location bekommen.

Die Abendveranstaltung fand „jwd“ im Motorwerk statt. Eine prima Partylocation, keine Frage, aber wie das mit Hallen so zu sein pflegt, war die Akustik arg problematisch. Bei der Preisverleihung ging die Tonspur der Filme über die Preisträger ziemlich unter, und auch vom Moderator und den Gästen auf der Bühne verstanden die meisten nur die Hälfte, wenn überhaupt. Es wäre eine Überlegung wert, die Preisverleihung in anderem Rahmen (vielleicht sogar im Kuppelsaal im BCC) durchzuführen.

Moderiert wurde der Kongress wieder von Hajo Schumacher, der unter den Teilnehmenden einige Fans hat, wie der Applaus zeigte, und der, so mein Eindruck, sich vor neuseeländischen Rugbyspielerinnen fürchtet. Ältere weiße Männer haben ja eh einen schweren Stand, aber er schlug sich wacker. Die amtierende Familienministerin ließ sich jedenfalls nicht von dem von ihm initiierten Begrüßungshaka aus der Ruhe bringen und amüsierte das Publikum mit schnoddrigen Kommentaren und dem berechtigten Hinweis, dass der Mensch auf der Straße ja keine Ahnung habe, was HR eigentlich sei.

HR ist bunt, so viel ist sicher, und HR wird selbstbewusster (natürlich gibt es auch dazu Gegenstimmen, die den neu erwachten Stolz auf die Profession kritisch sehen) und vor allem: HR beginnt zu twittern. Objektiv belegen kann ich das nicht, aber subjektiv war die Anzahl der Tweets zum Kongress (ich folgte dazu in erster Linie dem Hashtag #proud2bHR) um einiges höher als in den letzten Jahren.

Vielen Dank auch an alle, die zu meinem Vortrag gekommen sind und aktiv mitgemacht haben. Es hat viel Spaß gemacht und war ein besonderes Erlebnis.

Ich werde in den nächsten Tagen noch mehr zum Kongress schreiben. Bleiben Sie mir gewogen, liebe Leserinnen und Leser, und schauen Sie wieder vorbei.

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Say what?! – Personalmanagementkongress 2018

It’s that time of the year again. I’m off to Berlin to attend the HR management congress and this year, I will not only attend the congress, but I’m also a speaker.

At 11:45am on Wednesday, 27th of June, I will talk about ideas and tools to enhance cultural awareness. Of course, during a 30-minute-slot I can’t dig too deep into this very exciting topic, but I hope to be able to give some input and introduce the audience to a few games and concepts they might find useful.

My session will be in English and in the next few months, I will share some of the contents here on the blog.

If you can’t attend the congress, but would like to know more about the topic, please get in touch. I’m looking forward to hearing from you!
I’m also available for in-house-workshops and trainings.

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Freitagsgedanke: das Bild von HR

Ab und zu tummle ich mich in einem Forum zum Thema Fernstudium. Ich habe selbst vor vielen Jahren ein Fernstudium absolviert und interessiere mich immer noch für diese Art der Weiterbildung.

HR ist auch in diesem Forum immer mal ein Thema – vor allem dann, wenn darüber berichtet wird, wie schwierig es empfunden wird, sich als Fernstudent bzw. Absolvent zu bewerben, und wie diese Art von Abschluss oder Ausbildung von Personalern bewertet wird. Dazu lässt sich eine Menge sagen, und wie so oft kommt es auf den Einzelfall an. Ich halte wenig davon, Menschen in Bewerbungssituationen Angst zu machen und ihnen zu erklären, was alles schief gehen kann und pauschale Tipps zu geben, wie es auf jeden Fall klappt, sondern ich versuche aus meiner Praxis heraus zu erklären, wie ich Dinge angehe und was hilfreich sein könnte. Manchmal bekomme ich dann zu lesen, ich würde ja leicht reden haben, schließlich seien nicht alle Personalerinnen und Personaler so wie ich, und viele seien ja ganz blöd und überhaupt.

Neulich las ich dann, dass in der Personalabteilung oft fachfremdes Personal eingesetzt würde, und Leute, die es anderswo im Unternehmen zu nichts gebracht hätten. Da musste ich doch erst einmal schlucken und tief durchatmen. Ich habe ja in meinem Arbeitsleben schon viele unterschiedliche Bereiche kennen gelernt und habe mich ganz aktiv und ungezwungen für HR entschieden – ich könnte problemlos auch etwas anderes machen.

Woher kommt dieses Image von HR? Sind wir tatsächlich zu nichts nutze, bringen wir wirklich keinen Mehrwert? Sind wir einfach nicht in der Lage, unseren Beitrag so zu kommunizieren, dass andere sehen, was wir Sinnvolles zu tun vermögen? Ist es eine Mischung aus allem?

Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich bei meinem derzeitigen Arbeitgeber Feedback von Kolleginnen und Kollegen bekomme, wie sie meine Arbeit wahrnehmen, und höre da durchaus auch Positives. Ich frage meinerseits auch aktiv nach, wo der Schuh drückt, damit ich nicht am Bedarf vorbei arbeite. Aber natürlich gibt es im Personalbereich auch Themen, die ich bearbeiten muss, selbst wenn (noch) keiner den Bedarf sieht.

Ich allein werde die Welt wohl nicht verändern, auch nicht die HR-Welt. Aber ich möchte dazu beitragen, dass HR-Themen sichtbar werden und werde mich deshalb immer wieder zu Wort melden. Hier im Blog, in Foren, bei Xing, bei LinkedIn… und auch beim Kneipengespräch, wenn es sich denn ergibt.

Wir brauchen gute HR, davon bin ich fest überzeugt – und dabei kommt es nicht so sehr darauf an, ob das R nun für Resources oder für Relations oder für Rebels steht. Sondern es kommt darauf an, was wir in unserem Arbeitsalltag bewegen und dass wir genau darüber sprechen.

Sprechen werde ich übrigens im Juni auf dem Personalmanagementkongress und freue mich schon sehr darauf. Wo Sie mich sonst noch treffen können, wenn Sie mögen, lesen Sie hier.

 

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Eingeordnet unter Meinung, Personalarbeit