Im Blog von Sandra Dirks bin ich auf das Buch „Jour fixe um 11“ von Gerd Kalmbach gestoßen. Die Rezension ist schon etwas älter (http://www.apprenti.de/blog/2009/06/01/rezension-gerd-kalmbach-jour-fixe-um-11/), aber wie das halt so ist, wenn man mal ins Stöbern gerät, da guckt man nicht aufs Datum. Das Fazit von Sandra Dirks ist eher durchwachsen, aber da mich das Thema an sich interessiert und ich nicht zuletzt vom Lesen ihres Blogs und des Humorkochbuchs weiß, dass ich nicht immer einer Meinung mit ihr bin, wollte ich mir mein eigenes Bild des Buches machen und habe es einfach mal gekauft.
Gelesen hatte ich es relativ schnell, was u.a. daran liegt, dass ich die Sprache durchweg als recht einfach empfand und auch den in den ersten Kapiteln beschriebenen theoretischen Hintergrund aus meinem Studium bereits kannte. Für jemanden, der sich mit dem großen Thema Erwachsenenbildung und da vor allem mit Ermöglichungsdidaktik, Konstruktivismus, Autopoiese und Lernbegleitung noch nicht intensiv befasst hat, sind die beschriebenen Theorien möglicherweise zu viel. Vor allem, da einiges nur angerissen wird und ohne Basiswissen wohl eher esoterisch denn greif- oder nutzbar anmutet. Dazu passt der Stoßseufzer einer Kommilitonin aus dem Masterstudium Erwachsenenbildung in Kaiserslautern: „Lernende abholen? Was soll das denn? Ich bin doch kein Bus!“
Nun soll das Buch aber kein Fachbuch sein, sondern ein Fachroman, und so versucht ein Team aus Personalern bzw. Personalentwicklern und Ausbildungsverantwortlichen, im Unternehmen eine „neue Lernkultur“ auf den Weg zu bringen und die kleine Geschichte vom „Jour fixe um 11“ beschreibt ihre Wege und Irrwege dorthin. Natürlich darf der böse, vom Vorstand eingesetzte, Budgetkürzer nicht fehlen, aber auch der bekommt in dieser Friede-Freude-Eierkuchen-Atmosphäre am Ende eine positive Rolle. Durchweg arbeiten alle im Team konstruktiv zusammen und nutzen sogar ihre Freizeit, um an ihrem Projekt weiterzuarbeiten. Das gibt der Geschichte einen leicht unwirklichen Touch. Aber das ist wohl die „Fachseite“ des Romans, dass die Figuren im Grunde nur das Gerüst für viel Theorie zum Thema bilden.
Das Buch liefert dem erfahrenen Praktiker vermutlich nicht allzu viel Neues, für den Einsteiger hingegen ist die Romanform meiner Meinung nach auch nicht unbedingt geeignet, um sich dem Thema zu nähern. Bei dem reichen Erfahrungsschatz, den der Autor mitzubringen scheint, wäre sicher genug Material für ein klares Sachbuch oder eine Methodensammlung zusammengekommen. Ich hätte davon wohl mehr gehabt.
Mein Fazit fällt zwar insgesamt auch recht mittelmäßig aus, aber was ich auf jeden Fall vom Buch hatte, waren viele kleine Erinnerungen an mein Masterstudium und ein paar Anstöße für meine Ausbildertätigkeit.