„Was wissen Sie über uns?“

Eine in Bewerbungsgesprächen gerne und regelmäßig gestellte Frage lautet: „Was wissen Sie über uns?“
Bewerbern wird häufig empfohlen, sich auf diese Frage intensiv vorzubereiten. Besuchen Sie die Webpräsenz des Unternehmens, lesen Sie Pressemitteilungen, studieren Sie Geschäftsberichte, stöbern Sie in den sozialen Medien, erfahren Sie möglichst alles und noch mehr über den Arbeitgeber, bevor Sie ins Gespräch gehen.

Ja, es ist sinnvoll, sich im Rahmen der Bewerbung mit dem Unternehmen auseinanderzusetzen, gar keine Frage. Aber wie mit vielen Dingen kommt es auf die Balance an. So lange Sie nicht Teil des Unternehmens sind, wird Ihr Wissen darüber an der Oberfläche bleiben. Das ist so, und ist aus meiner Sicht auch kein Problem.

Wenn ich diese Frage in einem Bewerbungsgespräch stellen will, sollte ich mir überlegen, was ich damit tatsächlich erreichen und herausfinden möchte. Welchen Erkenntnisgewinn erhoffe ich mir von der Antwort? Will ich sehen, wie gut der Bewerber recherchiert hat? Braucht er Recherchefähigkeiten für die Position, auf die er sich beworben hat?

Manchmal habe ich den Eindruck, die Frage wird gestellt, weil man das „halt so macht“ oder „schon immer so“ gemacht hat. Das kann man machen, aber ob jemand auf die Stelle passt, die zu besetzen ist, wird man so kaum erfahren.

Ich möchte Sie/Euch, liebe Kolleginnen und Kollegen, einladen, lieb gewonnene Fragen aus dem Katalog für Bewerbungsgespräche immer mal auf den Prüfstand zu stellen und auch mal ins Archiv zu stecken, wenn die Fragen nur noch aus Traditionsbewusstsein, aber ohne klares Ziel gestellt werden.

Statt „Was wissen Sie über uns“ könnte die Frage auch lauten: „Wie haben Sie sich auf unser heutiges Gespräch vorbereitet?“. Zumindest dann, wenn die Frage im Gesamtkonzept einen Sinn hat.

Letztendlich ist ein Bewerbungsgespräch ja kein Verhör, oder sollte es zumindest nicht sein.

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2 Kommentare

Eingeordnet unter Bewerbung, Klartext, Personalarbeit, recruiting

2 Antworten zu “„Was wissen Sie über uns?“

  1. Unter den sinnlosen Fragen im Bewerbungsgespräch nimmt diese wohl den Spitzenplatz ein. Die wenigsten Bewerber suchen in der Realität DIESEN Arbeitsplatz, sondern EINEN Arbeitsplatz. Was soll er/sie da ausser Infos von der Webseite schon wissen (sich merken können). Und die, die DIESEN Arbeitsplatz wollen, die wissen eh alles.
    Du hast vollkommen recht: Viele Personaler wissen überhaupt nicht, was sie fragen sollen und welche Schlüsse sie aus den Antworten ziehen können. Und das hat dann unmittelbar Einfluss auf die spätere Stellenbesetzung: verschwendete Zeit und Energie für alle Beteiligten.

    Am Rande:
    Eine Bewerberin hat mal geschrieben, dass sie sich sehr gut über die AIXhibit AG informiert hat und deswegen eine Stelle als Jungköchin bei uns anstrebt. Nun, unsere Kaffeeküche hat eine Grundfläche von 3,5 qm – da war es mit der Vorbereitung wohl nicht soweit her …

    • Andrea Ha.

      Danke für Deinen Kommentar!
      Vielleicht suchte die Jungköchin ja eine „neue Herausforderung“ im wahrsten Sinne des Wortes 😀

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