Lampenfieber. Die meisten kennen es – teilweise schon aus dem Kindergarten oder der Grundschule, wenn es darum ging, ein Gedicht aufzusagen oder im Krippenspiel etwas von der großen Freude zu murmeln, die uns allen widerfahren sei.
Man kennt es, doch kaum einer mag es, und fast jeder sucht, es irgendwie zu vermeiden. Am einfachsten geht diese Vermeidung, indem man nie präsentiert, nie vor Leuten etwas sagt/singt/spielt, aber für viele ist das schlicht nicht machbar. Sie können Ihrem Chef zwar sagen, dass Sie wegen Ihres zu erwartenden Lampenfiebers keine Präsentation halten wollen, aber ob Ihr Chef die Aufgabe daraufhin jemand anderem gibt, ist fraglich.
Häufig lese ich, Lampenfieber sei doch eigentlich gut und toll, denn ohne Lampenfieber könne man gar nicht zu Hochform auflaufen da auf der Bühne oder im Licht des Beamers beim Kunden. Lampenfieber sei also zu begrüßen, und jeder, der es habe, könne sich glücklich schätzen.
Das sehe ich etwas differenzierter. Es hilft nicht immer, wenn man sich einredet, Lampenfieber sei ganz prima. Denn es fühlt sich nicht prima an. Was ich hilfreicher finde, ist, einen Schritt zurückzugehen und Lampenfieber gar nicht zu bewerten. Ich sage mir vor einem Auftritt oder einem Vortrag nicht, wie sehr ich mich über meine Nervosität freue. Ich akzeptiere aber, dass es Lampenfieber gibt. Ohne zusätzliches Wenn und Aber.
Lampenfieber existiert.
Es kommt auf die Tagesform an, wie ich es bewerte. Manchmal beflügelt es mich, manchmal macht es mich kirre. Ganz weg ist es auch nach 20 Jahren Auftritts- und Vortragserfahrung nicht, und vermutlich ist es auch in den nächsten 20 Jahren noch da. In dem Moment, wo ich mein Lampenfieber einfach als gegeben hinnehme und mir nicht verbiete, aufgeregt zu sein, geht es mir schon besser.
Ich gehe in Ruhe noch einmal meine Aufgabe durch, mache ein paar Atemübungen, und stürze mich dann ins Abenteuer. Die kleine Rampensau in mir kommt nach wenigen Minuten sowieso dazu, und dann denke ich nicht mehr über die Aufregung nach, sondern tue das, was ich da auf der Bühne tun wollte.
Wenn Sie nicht gerade Musikerin sind und alle Hände voll zu tun haben auf der Bühne, gibt es einen simplen Trick, der Aufregung ein wenig zu begegnen: berühren Sie Ihren Mittelfinger mit Ihrem Daumen, halten Sie sich quasi an sich selbst fest. Diese kleine Geste wirkt bei vielen Menschen beruhigend, und ist gleichzeitig nicht so groß, dass sich die Zuhörer sofort fragen würden, was Sie da eigentlich gerade tun.
Mehr zum Thema Lampenfieber und Nervosität bei Bewerbungsgesprächen schrieb ich hier: https://andreahartenfeller.wordpress.com/2013/09/10/bewerbungstipp-21/
Und wenn Sie Englisch lesen können, finden Sie hier einen älteren Beitrag, wie Sie sich auf Präsentationen vorbereiten können: https://andreahartenfeller.wordpress.com/2013/03/05/presentations-stage-fright/
Apropos Englisch, dort heißt das Lampenfieber ja „stage fright“, also in etwa „Bühnenangst“ – das kann einem schon das Fürchten lehren. Denken Sie also lieber an Lampenfieber als an Bühnenangst, und denken Sie daran: Sie sind mit Ihren Gefühlen in bester Gesellschaft.
[Hinweis: dieser Beitrag entstand nach dem Aufruf zur Lampenfieber-Blogparade bei LVQ/Lars Hahn. http://www.lvq.de/karriere-blog/2015/08/27/blogparade-gegen-lampenfieber-und-pruefungsangst-lampenfiebertipps/ ]
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Hallo Frau Hartenfeller,
vielen Dank fürs Mitmachen. Die kleine Geste gefällt mir. Ich werde sie testen. 😉
Viele Grüße!
Lars Hahn
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